Slow Fashion

Eine Gegenbewegung zu Fast Fashion

Was bedeutet Slow Fashion? Im Ursprung kann man Slow Fashion schon als Gegenbewegung zu Fast Fashion verstehen. Der Begriff enthält aber weitaus mehr als den Aspekt der Entschleunigung. Slow Fashion ist eine Bewegung, ein Konzept und eine Philosophie, die Einladung zu einem Systemwandel.

In der direkten Übersetzung von Slow Fashion steht langsame schneller Mode gegenüber, Fast Fashion. Das Tempo steht hierbei für die Ausrichtung der Marken und des Marktes. Schnelle Mode hat maximalen Profit zum Ziel, setzt auf Quantität und nimmt in Kauf, dass die Qualität und die an der Produktion Beteiligten darunter leiden. Im Gegensatz dazu steht bei langsamer Mode die Qualität im Mittelpunkt, Slow Fashion Labels produzieren umwelt- und sozialverträglich.

Jungle Folk ist einer unserer liebsten Schweizer Slow Fashion Brands

Die Frauenkooperative Aymara in Peru macht handgestrickte Stücke für Jungle Folk

Slow Fashion Definition

Die Begründerin des Begriffs Slow Fashion, Kate Fletcher, versteht den Begriff noch viel weitreichender. Die britische Mode- und Nachhaltigkeits-Pionierin, Design Aktivistin, Autorin, Natur-Enthusiastin und Professorin schreibt 2007 einen Artikel im «The Ecologist», in dem sie Slow Fashion als Konzept erstmals etabliert.

Bei Slow Fashion geht es darum, besser zu entwerfen, zu produzieren, zu konsumieren und zu leben. Slow Fashion ist nicht zeitorientiert, sondern qualitätsorientiert (was gewisse Zeitkomponenten enthält). Slow ist nicht das Gegenteil von Fast – es gibt keinen Dualismus – aber ein anderer Ansatz, bei dem sich die Designer*innen, Käufer*innen, der Zwischenhandel und die Konsument*innen der Auswirkungen eines Produktes auf die Arbeiter*innen, die Gemeinschaft und das Ökosystem bewusst sind.
Kate Fletcher

Kate Fletcher ist der Überzeugung, dass es möglich ist, ein System zu schaffen, mit dem man Geld verdient und gleichzeitig die Rechte der Arbeitnehmer*innen und der Umwelt respektiert – und schöne und verantwortungsbewusste Kleidung herstellt. Der Idee von Slow Fashion liegt die Tatsache zugrunde, dass unsere Ressourcen begrenzt sind und wir als Menschheit einen verantwortungsvollen Umgang damit lernen müssen. Gleichzeitig unterstützt Slow Fashion auch psychologische Bedürfnisse wie Identitätsbildung, Ausdruck und Kreativsein durch Kleidung.

Die wichtigsten Tipps
für deinen Slow-Fashion-Kleiderschrank

Für einen nachhaltigeren Kleiderschrank kannst du dir folgende Fragen stellen, bevor du etwas einkaufst: 

  • Brauche ich das Teil wirklich?
  • Werde ich lange Freude daran haben und es lange nutzen?
  • Lässt es sich mit meinen bereits vorhandenen Stücken im Kleiderschrank gut kombinieren?
  • Ist das Kleidungsstück qualitativ hochwertig und langlebig? Sind die Nähte gut verarbeitet? Fühlt sich der Stoff strapazierfähig an?
  • Sind mir Umwelt, Menschen und Tiere wichtig? Wenn ja, dann kaufe ökologisch, tierfreundlich und fair hergestellte Kleidung.
  • Wasche deine Kleidung so oft wie nötig und so wenig wie möglich. Beachte beim Waschen die Pflegehinweise am Kleidungsstück und befolge ein paar hilfreiche Pflegetipps
  • Löcher, fehlende Knöpfe und kaputte Reissverschlüsse sind kein Grund, ein Kleidungsstück auszusortieren. Du kannst es entweder selbst reparieren oder reparieren lassen.

Aus dem Slow Fashion Ratgeber des Umweltinstituts München

Slow Fashion macht aus Konsument*innen Verbraucher*innen

Ein wichtiger Teil der Forschungsarbeit von Kate Fletcher besteht daraus, die Beziehung der Konsument*innen zu ihren Kleidungsstücken zu untersuchen. In Zusammenarbeit mit ihren Student*innen hat sie eine Ursprungsform der Street Style Blogs ins Leben gerufen. Ihr Hauptinteresse lag dabei auf den Geschichten und Emotionen, die die Menschen mit ihren Kleidungsstücken verbinden. Diese Forschungsarbeit führt sie seit vielen Jahren in verschiedener Form weiter. So geht sie der Frage auf den Grund, wie Design, Entwicklung und Vermarktung eines Produktes das Konsumverhalten in eine nachhaltige Richtung verändern können.

Um diesem Wertewandel Ausdruck zu verleihen, verwendet Kate Fletcher anstelle von Konsument*innen bewusst den Begriff Verbraucher*innen und macht damit aus der Kleidung, die wir kaufen ein Gebrauchsgut im Gegensatz zu einem Konsumgut. Anstatt Kleidung einfach nur zu konsumieren, können wir mehr Wert legen auf die Qualität, die Kleidungsstücke bewusst auswählen und so lange wie möglich gebrauchen. Unter diesen Voraussetzungen wird es auch möglich, für die höhere Qualität einen angemessenen Preis zu bezahlen und die Einnahmen fair auf alle Beteiligten zu verteilen.

Der Ursprung von Slow Fashion

In seinem Ursprung lehnt sich das Konzept von Slow Fashion stark an das Konzept von Slow Food an. Die 1986 von Carlo Petrini in Italien gegründete Slow-Food-Bewegung verbindet Genuss und Essen mit Bewusstsein und Verantwortung. Die Bewegung setzt sich für die biologische Vielfalt in unserer Lebensmittelversorgung ein und richtet sich gegen die Standardisierung von Form und Geschmack. Sie verteidigt die Notwendigkeit transparenter Verbraucher*inneninformationen und schützt kulturelle Identität, die in Verbindung steht mit der Herstellung von Lebensmitteln.

Was machen Slow Fashion Brands anders?

Slow-Fashion-Marken handeln nach den Maximen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Fairness und Transparenz. Viele Slow Fashion Labels bauen ihre Wertschöpfungskette von Grund auf neu auf, damit sie sicherstellten können, dass die Einhaltung ihrer Standards durch die gesamte Wertschöpfungskette hindurch gewährleistet ist.

Das sind einige der wichtigsten Unterschiede:

  • Slow Fashion Brands wählen ökologisch gewonnene Rohstoffe.
  • Bevorzugen häufig natürliche Rohstoffe, die biologisch abbaubar oder wiederverwendbar sind.
  • Kaufen Rohstoffe oft direkt und ohne Zwischenhandel ein.
  • Legen Wert auf möglichst kurze Wege und setzen deshalb oft auf eine lokale Produktion. 
  • Suchen vertrauenswürdige Produktionspartner*innen mit viel Erfahrung.
  • Bevorzugen kleinere, traditionelle Betriebe zur Erhaltung und Förderung von Kulturgut und kultureller Identität.
  • Stecken viel Energie in den Aufbau langfristiger Partnerschaften.
  • Garantieren existenzsichernde Löhne und eine möglichst stabile Auftragslage.
  • Und setzen sich für faire und sichere Arbeitsbedingungen ein.

Viele Slow Fashion Labels bevorzugen natürliche Materialien, da sie biologisch abbaubar sind und unsere Gewässer und Böden nicht verschmutzen. Immer wichtiger wird auch der Aspekt der Wiederverwendbarkeit. Damit die Wiederverwendbarkeit der Materialien gegeben ist, muss dieser Aspekt von Anfang an in die Entwicklung und Produktion mit einbezogen werden. In diesem Feld, der Kreislaufwirtschaft, passiert im Moment sehr viel Neu- und Weiterentwicklung.